In Deutschland sind
46 Stechmückenarten aus 6 Gattungen bekannt. Anhand
der Entwicklungsbiologie kann man verschiedene
"ökologische Gruppen" unterscheiden.
Plageerregen treten insbesondere
die "Überschwemmungsmücken" aus der Gattung
Aedes auf. Man unterscheidet bei den Aedes-Mücken
zwischen den Arten, die ihre Brutstätten in
temporären Gewässern der Auen von Flüssen und Bächen
finden und die dort zumeist nach Hochwässern in den
Sommermonaten auftreten ("Wiesen- bzw. Auwaldmücken").
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Sie
zeichnen sich durch eine außergewöhnliche
Massenvermehrung , einen starken Wandertrieb
(mehrere Kilometer pro Tag) sowie eine ausgeprägte
Stechlust aus, weshalb sie am Oberrhein mit Abstand
die größten Plageerreger sind. Die Weibchen legen
ihre Eier (oft mehrere hundert) ca. fünf Tage nach
einer Blutmahlzeit einzeln in den feuchten Boden ab.
Ihre Eiablagegebiete befinden sich im |
Überschwemmungsbereich größerer Flüsse und Seen an
Stellen, die nach einem Hochwasser bei fallendem
Wasserstand nur langsam trocken fallen. Es sind im
allgemeinen tiefliegende Wiesen, Schilfgebiete,
sowie flache Senken im Bereich der Weichholzaue. Ab
einer Wassertemperatur von 8 bis 10°C schlüpfen die
Larven der Auwaldmücken. Diese Arten treten daher
hauptsächlich im Frühjahr und Hochsommer auf. Die
Eier besitzen als Anpassung an den ephemeren
Lebensraum der Überschwemmungsgewässer eine sehr
lange Überlebensfähigkeit von über zehn |
Jahren.
Selbst nach vielen hochwasserlosen und damit
mückenfreien Jahren kann es nach Überflutungen zu
einer Massenvermehrung kommen. Als weitere spezielle
Anpassung an ihren Lebensraum tritt bei den
Überschwemmungsmücken der "Schlupf auf Raten" auf.
Aufgrund ihrer unterschiedlichen Lagerungsdauer und
Entwicklungsbedingungen schlüpfen nach einer
Überflutung niemals alle Eier einer Brutstätte
gleichzeitig. Vielmehr entwickelt sich nach einem
Hochwasser stets nur ein |
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Teil der
abgelegten Eier, so dass selbst nach einer
erfolgreich durchgeführten Bekämpfung beim nächsten
Hochwasser erneut Larven schlüpfen, ohne dass zuvor
neue Eier abgelegt wurden. Nach mehreren
Hochwässern, d.h. Stechmückengenerationen in einem
Sommer kann sich daher die Zahl der Plage erregenden
Stechmücken multiplizieren.
Als "Waldmücken" werden hingegen jene
Aedes-Arten bezeichnet, die sich in den
Wasserkörpern versumpfter Wälder entwickeln. Diese
Wasserflächen sammeln sich insbesondere im Frühjahr
nach der Schneeschmelze oder nach starken
Niederschlägen an. Die Weibchen der Waldmücken legen
ihre Eier in den feuchten Waldboden ab. Im Frühjahr
besitzen die Eier die höchste Schlüpfbereitschaft.
Daher können sich bereits in sehr kaltem Wasser,
z.B. nach der Schneeschmelze, die Stechmücken
entwickeln. |
Ausgehend von einem Schlupf im Februar kann die
Entwicklungszeit bis zu drei Monate betragen, d.h.
die fertigen Fluginsekten treten erst gegen Ende
April/Anfang Mai auf. Da die Wasserkörper im Laufe
des Jahres in der Regel eintrocknen, bringen die
Waldmücken zumeist nur eine Generation im Frühjahr
eines jeden Jahres hervor. Auf der Suche nach
Blutwirten sind die Weibchen der |
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Waldmücken nur
begrenzt wanderfähig und bleiben weitgehend in den
Waldbereichen nahe ihrer Brutgewässer. Die Eier
dieser Stechmückenarten können ebenfalls mehrere
Jahre im trockenen Waldboden überdauern, ohne an
Lebensfähigkeit einzubüßen.
Eine weitere Plage erregende Gruppe stellen die
sogenannten "Hausmücken"dar. Unter dieser
Bezeichnung fasst man im wesentlichen
Stechmückenarten zusammen, die meist im Bereich
menschlicher Siedlungen sich entwickeln und dort in
Gebäuden lästig werden.Hierbei treten |
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aus den
Gattungen Culex und Culiseta vor allem
die beiden Arten Culex pipiens und
Culiseta annulata als Plageerreger in
Erscheinung. Alle übrigen Culiseta- bzw.
Culex-Arten saugen nicht am Menschen Blut,
sondern sind ornithophil. Bei der Wahl ihrer
Brutplätze sind Hausmücken wenig wählerisch.
Grundsätzlich kommt jede nicht oder nur langsam
fließende Wasseransammlung in Frage, bevorzugt
werden Kleinstgewässer, wie z.B. Regentonnen,
Sickerschächte,Kanalisation, Gullys, verstopfte
Dachrinnen, aber auch wassergefüllte Konservendosen.
Von herausragender Bedeutung als Brutstätten, wie
Untersuchungen der KABS in Südbaden zeigten, haben
sich Sicker- und Jauchegruben erwiesen.
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Hausmücken sind ausgesprochene Dämmerungs- und
Nachttiere und wandern nur wenig.
Neben phänotypischen Merkmalen unterscheiden sich
die Hausmücken-Arten vor allem in ihrem
Eiablageverhalten. Diese Arten kleben ihre Eigelege
zu sogenannten "Eischiffchen" direkt auf der
Wasseroberfläche zusammen. Sie sind damit unabhängig
von Überschwemmungsereignissen. Ein weiterer
Unterschied zu den Aedes-Arten ist, dass die
Hausmücken als begattete Weibchen überwintern.
Neben diesen drei "ökologischen Gruppen" sind
eine Reihe weiterer Stechmückenarten erwähnenswert.
Hierzu zählen vor allem die Fiebermücken
(Anopheles-Arten). Sie sind in den Tropen die
alleinigen Überträger (Vektoren) der menschlichen
Malaria.
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Bis ins
letzte Jahrhundert hinein waren auch
autochthone Malaria-Fälle in Norddeutschland aber
auch in der Oberrheinebene durchaus häufig.
Brutstätten der Anopheles-Arten sind in der Regel
ausdauernde, stehende und pflanzenreiche Gewässer.
In den letzten Jahren sind im Zusammenhang mit der
Bekämpfung von Jauchegruben vor allem |
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zwei Anopheles-Arten,
An. claviger und insbesondere An. plumbeus,
als stark Plage erregend in Erscheinung getreten.
Letztere Art ist eigentlich ein typischer Bewohner
von Baumhöhlen (meist Buchen), die über gerb- und
nährstoffreiches Wasser verfügen. Diese Art hat sich
in den letzten Jahren aufgrund des Fehlens
natürlicher Baumhöhlen andere unterirdische
Wasseransammlungen, vorrangig Sicker- und
Güllegruben, genutzt. Lokal, insbesondere in
Südbaden, wurde diese Art zu einem bedeutenden
Lästling.
Die Anopheles-Weibchen legen ihre Eier einzeln auf
die Wasseroberfläche ab, wo sie bedingt durch die
Oberflächenspannung des Wassers meist zu netz- oder
sternförmigen Ansammlungen zusammentreiben. Die
Larven, die kein Atemrohr besitzen, liegen in
Ruhestellung und bei der Nahrungsaufnahme horizontal
direkt unter der Wasseroberfläche, wo sie Algen,
Pilze und Bakterien der Oberflächenschicht abweiden.
Durch die horizontale Lage an der Wasseroberfläche
können sich die Anopheles-Larven leicht dem Zugriff
ihrer Fressfeinde (z.B. Fische) entziehen, weshalb
sie im Gegensatz zu den schräg im Wasser hängenden
Aedes- und Culex-Larven nicht selten in
Fischgewässern auftreten können.
Zur Nahrungsaufnahme dringen die Weibchen bevorzugt
in Stallungen ein, wo sie vorwiegend an Großsäugern,
aber auch an Kaninchen oder Vögeln, meist in den
Dämmerungs- und Nachtstunden, Blut saugen. Nicht
selten werden auch Menschen als Wirte angeflogen. |
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